Die vielseitigen Anwendungen reichen vom Löten über Medikamente gegen Magenbeschwerden bis hin zu Feuersprinklern.
China hat im vergangenen Februar die Liste mit Rohstoffen erweitert, für die Exportkontrollen gelten. Hinzugefügt wurde unter anderem Wismut, im deutschen Sprachgebrauch auch als Bismut bekannt. Die Ankündigung blieb weitgehend unbeachtet, außer vielleicht unter Hobbytechnikern, die mit der Rolle von Wismut beim Löten vertraut sind. Es ist die wichtigste Anwendung des Metalls, das aufgrund seiner geringen Toxizität als sicherere Alternative zu Blei gilt. In der Elektronikindustrie spielt Wismut entsprechend eine entscheidende Rolle beim Übergang zum bleifreien Löten, insbesondere bei der Herstellung von Halbleitern und Leiterplatten. Die EU etwa verbot die Verwendung bleihaltiger Lote bereits 2006.
Weniger bekannt ist die medizinische Verwendung von Wismut. Wismutsubsalicylat, in den USA unter dem Markennamen Pepto Bismol bekannt, wird häufig zur Behandlung von Sodbrennen und Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Ein weiteres Einsatzgebiet sind Sprinkleranlagen. Aufgrund seines niedrigen Schmelzpunkts von 271 Grad Celsius eignet sich Wismut gut für sogenannte Schmelzlote, die als eine Art Stopfen fungieren und den Sprinkler in Gang setzen: Wird das Metall erhitzt, schmilzt dieses Element, die Barriere löst sich und das Wasser wird freigegeben. Obwohl nicht alle Sprinkleranlagen diesen Mechanismus verwenden, ist es nach wie vor eine gängige und zuverlässige Auslösemethode in vielen Systemen.
Chinas Dominanz bei der Wismutproduktion
So vielfältig die Einsatzmöglichkeiten sind, so einseitig ist seine Produktion. Das weltweite Wismutangebot wird fast vollständig von China beherrscht, das laut U.S. Geological Survey (PDF) über mehr als 80 Prozent aller Raffineriekapazitäten verfügt. Die meisten anderen Länder haben ihre Raffination in den 1990er-Jahren eingestellt, die USA beispielsweise 1997. Gleichzeitig hat sich Chinas Kapazität laut der Deutschen Rohstoffagentur DERA (PDF) seit 1989 mindestens verachtzehnfacht. Europas größte Wismut-Raffinerie in Belgien, betrieben vom kanadischen Unternehmen 5N Plus, wurde an ein chinesisches Unternehmen verkauft und 2022 geschlossen.

Exportdaten deuten auf starke Marktverwerfungen hin
Die Auswirkungen der jüngsten chinesischen Exportbeschränkungen waren sofort und erheblich spürbar. Im Januar 2025 exportierte China noch 279 Tonnen hochreines Wismutmetall. Im Februar sank diese Menge drastisch auf nur noch 39 Tonnen – ein Rückgang von 86 Prozent. Im März wurden gar keine Exporte mehr verzeichnet. Seither wurden nur noch geringe Mengen an Material von geringerer Reinheit ausgeführt. Reines Wismutmetall wurde bislang nicht erneut geliefert.

Chinas Ausfuhren von hochreinem Wismutmetall in Rohform und in bearbeiteter Form sind auf null zurückgegangen.
Wismutoxide, insbesondere Wismuttrioxid, fallen jedoch nicht unter die Exportbeschränkungen von Februar. Die Ausfuhren dieses Werkstoffs stiegen in den ersten fünf Monaten 2025 infolgedessen um über sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im März kam es zu einem sprunghaften Anstieg, vermutlich weil internationale Käufer sich eilig mit Vorräten eindecken wollten.

Verglichen mit 2024 sind die Exporte von Wismuttrioxid aus China gestiegen.
Zwar lässt sich Wismuttrioxid relativ kostengünstig durch die Verbrennung von Wismutmetall herstellen, doch der umgekehrte Weg, die Rückgewinnung von reinem Metall aus Oxiden, ist deutlich aufwendiger und teurer. Diese Asymmetrie hat außerhalb Chinas zu einem Preisanstieg für Wismut geführt, besonders in Europa. Angesichts fehlender Alternativen müssen sich also Branchen, die auf hochreines Wismut angewiesen sind, entweder teurere Vorräte sichern oder Produktionsausfälle riskieren.
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