Große Investitionen und internationale Zusammenarbeit: Fraunhofer-Studie zeigt auf, was zur Erreichung der Ziele des Critical Raw Materials Act erforderlich wäre.
Mit dem Critical Raw Materials Act (CRMA) hat die Europäische Union die Sicherung der Rohstoffversorgung erstmals in einem Gesetz verankert. Vorgesehen ist unter anderem, dass der Staatenblock bis 2030 zehn Prozent seines Bedarfs an strategischen Rohstoffen selbst gewinnt, 40 Prozent selbst verarbeitet und 25 Prozent durch Recycling deckt. Doch um diese Ziele zu erreichen, sind zusätzliches Know-how und neue Technologien nötig, zeigt jetzt eine neue Studie unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI. Auftraggeber war das Panel des Europäischen Parlaments für die Zukunft von Wissenschaft und Technologie STOA.
Die EU müsse ihre im internationalen Vergleich starke Position in Forschung und Innovation ausbauen, lautet das Fazit der Untersuchung. Forschungsbedarf gebe es entlang der gesamten Liefer- und Wertschöpfungsketten, von der Erkundung von Rohstoffvorkommen über die Entwicklung neuer Förder- und Verarbeitungsmethoden bis hin zu Kreislaufwirtschaft und Recycling. Dazu sollten strategische, groß angelegte Investitionen in Erwägung gezogen werden, die denen anderer Schlüsseltechnologien entsprechen. Auch die Ausweitung von Monitoring- und Analysekapazitäten sei sinnvoll.
Widerstand gegen Bergbauprojekte: Mögliche Konfliktlösungen erforschen
Ergänzend zu technologischen Aspekten müsse die sozialwissenschaftliche Forschung gestärkt werden, da neue Bergbau- oder Produktionsprojekte wegen ökologischer und sozialer Bedenken oft auf Widerstand vor Ort stoßen. Beteiligungsprozesse und Ansätze zur Konfliktlösung könnten hier helfen.
Das Forschungsteam spricht sich zudem für internationale Kooperationen aus, innereuropäisch ebenso wie mit den USA und Japan, aber zunehmend auch mit China. Durchaus bemerkenswert, steht doch der Rohstoffgigant eigentlich bei Europas Bestrebungen nach mehr Lieferkettenautonomie im Fokus. So stammen beispielsweise 98 Prozent der Seltenerdmagneten, die unter anderem für Elektromotoren und Windkraftanlagen benötigt werden, aus der Volksrepublik.
Zu all diesen Fragestellungen werden in der Studie Maßnahmenpakete und konkrete Empfehlungen vorgestellt.
Die Ausweitung der Innovations- und Forschungskapazitäten könnte sich allerdings als Herausforderung erweisen, da das EU-Rohstoffgesetz bislang keine zusätzlichen Finanzmittel vorsieht, sondern auf bestehende Förderprogramme wie Horizon Europe oder Global Gateway verweist. Erst letzte Woche hatte Bernd Schäfer, CEO des EIT Raw Materials, eines Konsortiums zur Vernetzung von Industrie und Forschung, einen eigenen Fonds für den Abbau kritischer Mineralien für die europäische Wirtschaft gefordert (wir berichteten).
Mehr zu den Zielen des CRMA: In einem Whitepaper zusammen mit mit Adamas Intelligence und der TRADIUM GmbH haben wir untersucht, wie realistisch sich die EU-Vorgaben speziell für Seltene Erden und Lithium gestalten.
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